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Donnerstag, 28. Oktober 2010

So... ich arbeite jetzt also bei Migros...

Mitten im Sommer. Der letzte Arbeitsvertrag ging mit dem Schuljahr zu Ende und ich überlege mir wieder einmal...was mach ich denn jetzt? Und die Antwort ist klar: Es ist eigentlich fast egal, hauptsache die Leute sind nett. Eine Bewerbung um die andere geht raus, auch zwei Vorstellungsgespräche sind drin, aber schlussendlich entscheidet sich doch alles auf den letzten Drücker. Migros sucht Kassierinnen...und sie wollen mich!
Voller Freude trete ich meine Stelle an... Die Kollegen sind nett, die Atmosphäre ist freundlich, man kümmert sich um uns Neuen... Und da passiert es...nach ein paar Wochen im neuen Job...der erste unzufriedene Kunde. Also eigentlich eine Kundin, mittleres Alter. Eine Stammkundin, wie sie sogleich losposaunt. Ich habe die Artikelnummer eines Besteckstücks nicht und muss sie am Telefon erfragen. Aber das geht ja gar nicht. Seit Jahren kommt sie hierher und sowas hat sie noch nicht erlebt. Sie ist ja schliesslich eine Stammkundin und sowas lässt sie sich nicht bieten. Sie weigert sich zu bezahlen und besteht darauf, dass ich den Chef hole. Das ist eigentlich eine Chefin, aber das tut ja nichts zur Sache, sie möchte verteidigt werden, am liebesten von einem Mann. So geht das ja nicht hier. Ich meine, dass ich die Nummer nicht hervorzaubern kann, ich kann ihr höchstens anbieten, dass sie den Einkauf schon einmal bezahlt und ihr nacher einen anderen Löffel mit Artikellnummer organisiere. Aber, o Gott, die Kassiererin spricht...und sie entschuldigt sich nicht! Sowas hat sie wohl auch noch nicht erlebt. Sie möchte immer noch nicht bezahlen. Was wir hier eigentlich für einen Schrott verkaufen und ob wir unsere Arbeit nicht richtig machen können. Ich höre mir das an und meine, es sei ja keine Absicht und für uns auch nicht gut und Fehler können halt passieren, darum will ich mich ja darum kümmern, wenn sie nur bezahlen möchte, damit ich die Kasse verlassen kann. Und die Kundin? Sie sieht rot... Inzwischen hat die Kundin durch ihre Lautstärke die Aufmerksamkeit meiner Kolleginnen erregt, die auch ganz unverholen weitersagen "Kasse 3 hat ein Problem mit einer Kundin". Sensationsgier und Sendungsbewusstsein schwappen über...die Kollegin vom Kundendienst kommt aufgeplustert anmarschiert, um ein Machtwort zu sprechen. Ich schaue mir den Vorgang an, frage mich, was sie wohl Schlichtendes sagen wird und höre ein...."Ich entschuldige mich für die Kassiererin. Sie ist neu." Die Kundin fällt ihr ins Wort "Ja sie kann doch trotzdem freundlich sein, sowas habe ich noch nicht erlebt". Die Kollegin: "Frau Lindner, nicht mit dem Kunden diskutieren, telefonieren sie jetzt Haushaltsabteilung, fragen sie Nummer dort". Innerliches Augendrehen meinerseits, aber sie ist noch nicht fertig. "Müssen Sie immer anrufen, sie haben in der Schublade Telefonliste, machen Sie 533 und fragen Sie". Inzwischen mischt sich eine zweite, übereifrige Kundin in die Diskussion ein: "Ah, die ist neu, die kann noch nichts, sehen Sie, die wird grad angelernt. Sie ist ein bisschen schwer von Begriff." Mir reichts... mir kommen Tränen, aber DEN Triumpf gönne ich diesen Kampf-Hausfrauen nicht. Ich sage zur Kollegin, ich müsse schnell den Platz verlassen. Sie drückt mich auf meinen Stuhl zurück, baut sich vor mir auf, so dass ich nicht mehr rauskomme und meint: "Sie dürfen die Kasse nicht verlassen. Sie können jetzt nicht weg." Ich stehe trotzdem auf, trotz ihres physischen Widerstands. Der zweite Chef ist schon unterwegs. Unter Tränen sage ich ihm auf dem Weg "Ich warte im Büro auf Sie".
Fazit? Kundenreklamation für freches Verhalten, Ruf ruiniert, ich bin jetzt die Heulsuse vom Dienst....