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Donnerstag, 26. Mai 2011

privilegiertes Vakuum

Ich bin umgezogen. Seit dem Umzug keine Spur von Aggression mehr vorhanden. Das fühlt sich unbeschwert an.
Kein Mobbing, keine Gewalt mehr, nur ich, mein Procrustesbett, hygienische Zustände, die gegen die Genfer Konventionen verstossen, Schimmel, Gestank. Mein Beitrag dazu: Viel Desinfektionsmittel.
Ich bin acht Kilo leichter, trainiert, habe neue Körperteile mit Namen wie Bizeps und Latissimus. Das fühlt sich kräftig an, ich bin gewappnet für den Alltag. Meine Haare sind weg, Bubikopf, auch da eine Last weg.
Mein ganzer Besitz passt inzwischen in einen Smart und ich möchte noch mehr loswerden. 100 items or less. Ich glaube, ich suche noch mehr Erleichterung. Wenig Besitz bringt paradoxerweise mehr Möglichkeiten, weil nichts mehr lähmt. So nutze ich die Privilegien der Uni (Sport, Mensa), anstatt mir Gedanken über Reparatur und Garantiescheine zu machen.
Meinen Tag und meinen Abend verbringe ich in einer Villa, unser Institut an der Uni. Und es ist allerhand los: Die Putzfrauen kommen, um meinen Müll mitzunehmen (!). Ein Spengler namens Feierabend spengelt irgendwo. Das muss lustig sein, wenn er sich am Telefon meldet. Und sogar um die Bäume kümmern sich akrobatische Kletterer, die die Spannung messen, um zu schauen, welcher Baum noch stabil ist, wenn das Eichhörnchen weiterhin so fest drauf rumturnt.
Überprivilegiert und unterversorgt. Als Kassiererin möchte man mich nicht. Gut, ich will auch nicht. Der Mammon diktiert meine Wünsche. Auch sonst keine Stelle, trotz Massenbewerbung. Die Putzfrau räumt meinen Müll weg, eine Stelle als Müllwegräumerin ist nicht in Sicht. Müde, ich bin sehr müde. Lachanfälle letzte Woche. Leute mögen Leute mit Lachanfällen.
Ich will doch nur weiterkommen. Brav Lizarbeit schreiben, brav jobben nebenher, brav sparen und dann eine Wohnung in Bochum mieten. Wie die, die ich letzthin gesehen hatte. Alles neu, hell, mit Galerie, auf die man das Bett stellt. Ein zu Hause. Schon klar, dass ich die Wohnung jetzt nicht ständig bewohnen könnte. Aber sie wäre da, sie würde auf mich warten und würde meine paar Habseligkeiten bewachen. Ist das so schwer zu verstehen...