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Freitag, 17. Dezember 2010

Lieber Weihnachtsmann...

Ich war ausgesprochen brav dieses Jahr. Honni soit qui mal y pense. Darum hier meine Wunschliste:

- einen DVD-Player für unterwegs, in Pink (*flüstert* den gäb's bei der Migros recht günstig)
- ein Netbook, in zartem Rosa
- eine echte Holzofenpizza
- einen Schamser Holzschlitten
- einen Gutschein fürs Alpamare, weil das sonst so unverschämt teuer ist
- einen Tag Snowboarden inkl. Ausrüstung mieten und Eintritt und Pommes im Restaurant
- einen Kinogutschein
- mobiles Internet für unterwegs, die deluxe-Version mit Flatrate

Ich käme auch und würde dir beim Einpacken helfen, ehrlich. Deine Lea.

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Bonus-Track: die alternative Wunschliste

- einen Mann mit grossen Pranken, der für seine Massage-Abschlussprüfung unbedingt praktische Erfahrung sammeln muss
- ein paar Banknoten mit vielen Nullen, damit ich niemandem mehr Rechenschaft schuldig bin
- für meinen Nachbarn eine Winterallergie, die bei Schnee sein Gesicht anschwellen lässt und ihm die Schuppen auf die Schultern rieseln lässt. Es soll ihm nicht weh tun, er soll nur für eine Weile lepratös äh leprös aussehen.

Meine zwei grössten Wünsche sind aber:
- ein ordentlicher Lottogewinn, denn ich kenne eine Hand voll Leute, denen ich gern helfen würde. Dazu zähle ich mich aber auch.
- ein Ort, an dem ich ungestört bin, der Schutz und Ruhe bietet. Ein Zufluchtsort.

Wenn Sie eine Familie haben, schlagen Sie sich über Weihnachten nicht die Köpfe ein. Geniessen Sie die Vertrautheit und dass Sie nicht alleine sind. Wenn Sie es nicht mehr aushalten, weil alle Ihnen auf die Nerven gehen, gehen Sie in die Kirche. Dort müssen alle die Klappe halten. Ob es deswegen so viele Gottesdienste an Weihnachten gibt?
Besinnliche Weihnachten!

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Eveline - oder: Mein Richter und mein Henker

"Here comes a candle to guide you to bed,
here comes a chopper to chop off your head."

Letzte Woche. Trubel. Definitiv keine Heiterkeit. Medikamente. Sie haben es ja alles hier lesen können. Ein Computer, eine Bewerbung, ein Anruf. Eine nette Stimme! Freundliche Behandlung! Wie ich mich danach gesehnt habe...
Zack, Bewerbungsgespräch um 7 Uhr schon. Also aufstehen, wach werden, keine Zeit zum Nachdenken. Ein guter Job, muss man sagen. Bezahlung: 25.- pro Stunde, da glänzen einer ungelernten Aushilfe wie mir die Augen. Und eine Tätigkeit, die mich ganz neugierig macht. Eine Stunde Probearbeiten. Und man sieht, dass die Mitarbeiter gerne da sind, es liegt in der Luft. Trotzdem erste Zweifel: Eine neue Aufgabe... ich komme doch kaum klar. Ich druckse herum....habe schon mehrere Jobs...wenn Sie jemand anderen finden, nehmen Sie den...bin interessiert an begrenztem Arbeitsverhältnis, maximal bis März....ja ok, wenn es sein muss bis Ende März...
Augen zu und durch, denke ich. Es gibt ja auch Leute, die ich stolz machen möchte. Ich möchte mir selbst beweisen, dass ich trotz des vielen Studierens ein vernünftiger, praktisch-einsetzbarer Mensch geblieben bin. Einen Nobelpreis werde ich nie gewinnen, vielleicht auch nie etwas Schreiben, was die Massen begeistert. Aber ich möchte mich mit Leuten aus allen Bildungsschichten wohl fühlen können, praktische Intelligenz beweisen, indem ich mich an neue (Arbeits-) Situationen anpassen kann...pipapo et cetera bla bla bla.
Augen zu und durch, denke ich.
Ich bin unruhig, bedrückt, richtig stinkig eigentlich. Aber dafür könnte es zur Zeit viele Erklärungen geben. Montag früh, 5.15 Uhr, der Wecker klingelt. Ich mache Brote und eine Thermoskanne Tee, ziehe mich an und gehe los. Wo ist die Zeit hin? Also Kaffee unterwegs kaufen. Wieso bin ich so knapp dran? 6.28 Uhr, noch 30 Sekunden, der Zug ist bereits eingefahren. Zwischen uns ist die Unterführung. Also rennen, na hopp, Beine! Mein ganzer Körper brüllt innerlich auf. Ich bin doch extra früh losgegangen, damit ich noch Kaffee kaufen kann! Das ist ungerecht, ich bin nie unpünktlich! Zwei Instinkte: auf den Zug rennen oder zwei Schritte zum Kiosk, zum heissen Kaffee. Ich benötige Ewigkeiten, um den Fahrplan zu lesen, so dass ich ganz vergessen habe, welche Angabe ich lesen wollte. Der Zug steht ja da. Eigentlich ist alles sonnenklar. Mein Blick bleibt an der Anzeigetafel haften, aber die Schrift verschwimmt. Ich muss woanders hinblicken, sonst werde ich noch ohnmächtig. Ohnmächtig. Nein, verdammt, das werde ich jetzt nicht! Ein paar Schritte gehen. Und ich stehe im Kiosk! Wie ist das passiert? Ich lasse einen Kaffee heraus, mir ist schlecht, ich zittere. Habe ich jetzt schon eine Entscheidung getroffen? Das kann nicht wahr sein. Mit dem Becher in der Hand zurück zum Bildschirm. Wo wollte ich nochmal hin? Wann muss ich da sein? Es fährt aber kein Zug mehr bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich bereits vor Ort sein muss. Das war die Entscheidung, oder? Ich habe eine Entscheidung getroffen und das ganz ohne mein Gehirn zu benutzen!!!! Ein verzweifelter Anruf an einen Freund, er ist aber schon bei der Arbeit. Ich gehe langsam wieder nach Hause, geschockt von mir selbst. Der Kopf hat keine Erklärungen und das Gewissen will keine hören. Gerade bin ich ungeschminkt - ich vermeide es, meinem Spiegelbild in die Augen zu sehen...

Samstag, 11. Dezember 2010

Memento

Im März 2003 wussten die Bewohner des Iraks, dass ein Angriff der USA bevorsteht. Natürlich ist es ungerecht, ein Land zu bedrohen und schlussendlich anzugreifen. Wäre die Sache nicht so ernst und tragisch, könnte man eine äusserst kindische Komponente sehen. Im Sandkasten würde man den grossen Bruder holen. Aber hier war es eigentlich noch blöder. Der grosse Bruder haut irgendwen mit der Begrüdung: "Neulich hat mich jemand vom Rad gestossen und jetzt habe ich gehört, dass du vielleicht eine Steinschleuder besitzt und weil alle meine Kumpels gesehen haben, dass ich vom Rad gestossen wurde, muss ich jetzt zeigen, wie stark ich bin."
Trotzdem: ich konnte damals nicht verstehen, was es da noch zu überlegen gab. Kinder einpacken und nichts wie weg, oder? Eine Krankenhauszone errichten, alle Alten und Kranken dort versammeln und an die internationale Gemeinschaft appellieren, so dass die USA es nicht wagen, diese Zone zu bombardieren. Vielleicht eine naive, undurchdachte Ansicht, aber historisch erprobt. Man denke an die Entstehung des Roten Kreuzes, an friedliche Aufstände, an die Römerzeit, als die Plebejer dreimal geschlossen die Stadt verliessen, auf dem nächsten Hügel kampierten und so unblutig ihre Rechte durchsetzten, ein einig und mächtig Volk.
Ich kann es heute immer noch nicht verstehen. Wird das Leben bedroht, zumal das der eigenen Kinder, sollte man auf Gerechtigkeit pfeifen und gehen.
Wird das Leben allerdings nicht bedroht, so gibt es Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt. Ohne Rache, Sturheit oder Prinzipienreiterei. Einfach weil man existiert und dieses Recht nicht verleugnen oder entschuldigen muss. Von mir aus bin ich für mein Umfeld jetzt der Esel, da der Klügere ja nachgibt. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto sinnloser finde ich dieses Sprichtwort.
Angenommen Sie stehen auf der Strasse und werden mit einer Waffe bedroht. Sex oder ich knall dich ab. Und trotzdem schaffen Sie es, die Polizei zu alarmieren und warten in Tränen aufgelöst, verängstigt. Die Polizisten kommen, fragen, was los ist, schütteln den Kopf und sagen: "Was, darum haben Sie uns extra gerufen? Jetzt tun Sie nicht so, geben Sie ihm, was er will und ihre Probleme sind gelöst." Die Gaffer rundherum schütteln alle den Kopf. Der Klügere gibt nach, oder?

Dienstag, 7. Dezember 2010

Überforderung

Viel ist passiert, ich bin komplett überfordert. Wieso ist niemand da, der mir sagt, was welche Priorität hat?
Meine letzte Woche: Drohung und pure Aggression des Nachbarn. Kaum Schlaf. Mein Mitbewohner hat mit ihm zusammen versucht, mich auf die Strasse zu setzen. Ich wurde beschuldigt, Geld gestohlen zu haben und habe deswegen meinen Job (vorübergehend?) verloren. Soll ich den Nachbarn, ich nannte ihn bereits alles-easy-Typen, jetzt nenne ich ihn einfach mal Vollpfosten, wegen Verleumdung anzeigen? Ich habe ab morgen einen dritten Job, den ich gar nicht will. Aber ehrlich, ich bewerbe mich mit drei nichtssagenden Sätzen und plötzlich hat jeder noch einen 17-Franken-pro-Stunde-Job zu vergeben, den ich, RAV sei dank, auch annehmen muss. Oder müsste. Zur Not hilft mir meine pinkfarbenen Hornbrille, die ich extra fürs letzte Vorstellungsgespräch gekauft habe. Aber der potentielle Arbeitgeber von morgen scheint richtig nett zu sein, da kann ich das nicht abziehen. Aber absagen kann ich auch nicht, also verschwende ich seine Zeit, in der er mir den Betrieb zeigen will und fühle mich dabei schäbig. Alles verschwimmt vor meinen Augen. Ich bin unendlich müde, aber einschlafen kann ich natürlich nicht, wär ja zu schön. Da ist ein Verein, der mir verspricht, meine finanziellen Probleme mit einem Darlehen zu lösen. Super, alles gelöst, keine Jobs mehr, aber die Euphorie flüstert mir ins Ohr, dass sie sich noch ein wenig verspätet, da in meinem Kopf gerade kein Hotelbett mehr frei sei. Ich verkaufe gerade alle meine Möbel. Ich brauche Platz zum Leben, Schlaf und Ruhe. Aber versuchen Sie mal progressive Muskelentspannung zu machen, wenn dazu die Wand von der Musik des Mitbewohners dröhnt. Und beschweren kann ich mich ja nicht. Sonst fliegen wir alle vier raus. Sagte ich ja schon. Am liebsten würde ich die ganze Schachtel Xanax nehmen, aber da meldet sich eine weitere Stimme in meinem Kopf: "Hi, ich bin die Vernunft. Eilmitteilung, hohe Priorität (wie bei gmx). Mehr als eine halbe Tablette liegt nicht drin. Du checkst zwar gerade gar nichts, aber das ist wichtig." Aber der Stapel Formulare und Mails ist auch wichtig, RAV, Bewerbungen, Verein, Möbelverkauf...
Ich gebe Gormenghast noch eine Chance, von der Idee ein gutes Buch, macht aber keinen Spass zu lesen.... ich glaube, ich versuche es nochmals mit Schlafen. Nein, geht nicht. Es sind noch Bürozeiten. Wenn ich morgen nicht zum Vorstellungsgespräch gehen möchte - und einen so netten Mann kann ich nicht einfach verarschen - müsste ich mich da nochmals melden. Per Mail? Per Telefon? Was wäre die anständigste Variante? Als ob ich das jetzt wirklich rational abwägen könnte. Ich befrage den Entscheidungswürfel. Reicht es, eine Email zu schreiben? Würfel sagt "ja, unbedingt". Ok. Tee kochen, Mail schreiben, schlafen gehen. Gute Nacht!