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Donnerstag, 15. Dezember 2011

Semiotik

So, ich von den Bibliotheksbewohnern in diesen Tagen,
der nachlässigen Könige aus Überdruss an Mut und Grösse,
suchte einen Helden zur Aufbewahrung eines Zeichen.

Da war Solmar Selber, der idiosynkratische zweite Anführer seiner Truppe,
Plünderer, Sammler, Säufer, der es ablehnte, selbiges anzunehmen,
da sein Credo der Rückgabe widerspricht und edle Rittertat
aus Furcht vor moralisch Erhabenem ablehnt.

Währenddessen suchte Bildan Schilden das Weite,
bereits im Besitz des Zeichens,
um sich der Völlerei an Süssem hinzugeben,
für immer verloren auf der Insel der ewig
schmeichelnden Sirenen, sein Verderben nicht
begreifen wollend und so einen süssen,
monomanischen Tod sterbend.

Das Zeichen kehrte zurück. Es erhielt den Schutzschild der Stillen.
Es trotzt nun der Dunkelheit mit schimmerndem Licht.

Montag, 31. Oktober 2011

Halloween

The ghosts are quiet outside.
Not yet dare they gather
for fear we might be aware
of their schemes.
They cannot now frighten.

Inside we prepare.
We thank our Father,
His hallowed name.
With pumpkins we act out
childish nightmares.

Light is creeping to safety,
while laughter dies and
howling takes their place.
Nightfall is arrival of
guests and spectres.

With noise we seek to divert.
The children are more apt at this than we are.
Or else their trust robs them of their fears.
We practice together how to react to a fright.
So that they will know when there is need.

The spirits approach with darkness.
The candles show them that we yet live.
Light and for protection our noise.
Light and for protection our noise.
It is summer. It is winter. A new year.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Astrophel

Of all I have seen,
of aeons gone by,
and nothing of them,
I mourn

Of Arcadia and men,
weapons and this fate,
which first dragged
the willing,
I mourn

Of stars and spheres,
and all luminous gods,
that convey their
greatness on earth
to mourn

For fortune’s sparks
that from her wheel
emerge and you who
ascend thither and
mourn not

For silence is there
and obstructed the
way to Amoenum
yet circumwheeling
to unlearn to mourn

Mittwoch, 31. August 2011

was ist eigentlich...?

..aus der lachenden frohnatur geworden, die mich verewigt aus kinderfotos anstrahlt? sollte sie nicht weiterstrahlen und das leben mit ihrem lächeln erobern?

ich lebe einzelne tage, in denen ich eine brise davon rieche, wie es sein sollte und deren ende mit krokodilstränen besiegelt wird. denn der nächste solche tag ist viele monate entfernt.

das spectaculum in telgte war denn auch wie es sein könnte. ein wochenendtag verbracht im meer neuer erfahrung, der kiel gestützt von den najaden des erlebens, glücklich, lebendig im rauschen der menschen.

es braut sich ein akademisches gewitter zusammen, aber sich in sicherheit zu bringen, liegt nicht drin. nun denn, auf, auf, ihr verregneten musen, begleitet mich ein stück weiter ins arbeitslager des exils. und bewahrt die erinnerung des lachens, auf dass ihr es mir immer wieder beibringen mögt.

Sonntag, 14. August 2011

time

when I consider how my time is spent
amongst debris of knowledge and indifference
in this dark world of pale absence,
useless rise, useless lament.

perhaps Maker, not guidance,
examinator of sorrow, if then you be,
what light is this, shining gloomily?
pointless flickering, past pittance

no curiosity left to explore, I do not need
any more tests or hopeful times
neither yoke nor prize

to choke either way. I read and I read
of life, deed, love, crime,
but none do I live in my life.

Dienstag, 9. August 2011

stresstest

so, lizarbeit geschrieben, abgegeben, aber noch nicht angenommen. trotzdem toll, wenn ich meine ersten blogs anschaue - ja ich bin endlich am liz!!

meine augen sind scanner, mein arm ein verlängerter textmarker. einen purzelbaum schlagen kann ich wahrscheinlich nicht mehr, aber meine finger können endlos klappern. 65 bücher und 144 gedichte bis januar. und das ist nur eins von vier fächern.

ich spreche perfekt lizarbeit. kaum ein kommentar am mittagstisch, den ich nicht mit joyce, woolf, ovid oder shakespeare assoziieren könnte. meine kollegen sprechen jugendsprache. wir sind für 20 uhr in einer bar verabredet. die erinnerung daran lautet: "dschoinsch später schponti gell?".

die kommende zeit wird ein einziger stresstest. denn ich unterrichte wieder halbtags. finanzprobleme ab dem 25. september gelöst und bis dahin nur hauptmahlzeiten ohne extras, instant-kaffee und zum ersten mal erste mahnungen abwarten statt gleich zu bezahlen. alles wird ja heute gestresstestet. armer bahnhof, ich kann dir nachfühlen.

ich hoffe so, dass meine lizarbeit angenommen wird. das ist gar nicht selbstverständlich, auch wenn ehemalige studenten das "easy" finden. situationen ausmalen, mit welchen worten sie den professor überzeugen würden. man spricht in wirklichkeit nicht so richtig mit dem professor. man hört zu, versucht die fragen klug zu beantworten und keine wissenslücken offen rumliegen zu lassen.

primär funktioniere ich rational. aber das weiss nicht mein ganzer körper. und so, wenn ich abends im bett liege, im nach-krimi- und vor-einschlafen-dämmerzustand, fallen mir rezepte ein. chili mit kross gebackenen brötchen. man nehme hackfleisch, rote bohnen.... unmittelbar fällt mir der asiatische supermarkt ein, wo man leckere scharfe sauce kaufen kann. und mir fällt ein, dass man die brötchen bei mittlerer temperatur goldbraun nachbacken kann, so dass sie beim hineinbeissen unter wohlgerüchen zersplittern. vom phönix abgeguckt, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich den essen möchte. mir fallen spontan dinge ein, die man mit knoblauch zubereiten kann: salat mit griechischem käse und balsamico-essig. kräuterquark. knobibrot. willst du, lea, diesen knoblauch hier zu deinem dir angetrauten....ihn lieben und ehren....oh ja, definitiv.

keine küche. leider. keine freunde, die knoblauch mögen. knoblauch und ich mögen meine freunde auch nicht. muss mich trotzdem kümmern. promises to keep. and miles to go before I sleep. and miles to go before I sleep.

Samstag, 23. Juli 2011

david gegen goliath: anti-exsila-blog

exsila - eine tauschbörse nach punktesystem. ganz sauber war es von anfang an nicht. denn exsila verkaufte punkte und sorgte damit für ständige inflation der artikel. sie verkauften damit eine leistung, die das mitglied erbringen musste. aber dafür konnte man sich für den kleinen betrag der portokosten eben mal die neuste dvd bestellen.

exsila kommuniziert prinzipiell über die agb. easy, rechtlich alles ok: texte die mitglieder mit epischen agb zu und dann lass sie "finde die 10 unterschiede" spielen.

plötzlich bekomme sogar ich mit, dass exsila keine tauschbörse mehr ist, sonder eine handelsplattform. plötzlich wollen sie geld für transaktionen - also leistungen, die ich erbringe, aber dafür kein geld bekomme, sondern punkte.

für jede meiner transaktionen knöpft exsila geld ab. damit bin ich nicht einverstanden und will mein konto löschen. ich suche in den einstellungen und gebe nach 10 minuten auf. ich lese die agb durch und finde nichts. ich schreibe umgehend an exsila. keine antwort. nächster tag: keine antwort. dritter tag: keine antwort. "in der regel" antworten sie innert 24 stunden. haha.

praktischerweise bekommt man von seiner schriftlichen anfrage an den kundendienst keine kopie. man kann es nicht beweisen. inzwischen zwei bestellungen. hallo? ich will mein konto löschen! ich suche und suche und siehe da, da ist doch eine sub sub sub sub sub option "mitgliedschaft beenden". aber das geht nur, wenn die transaktionen beendet sind. also artikel zum schleuderpreis versenden und wehe, es geht noch was schief, dann bezahle ich 100 franken strafe. verliert die post den artikel, bezahle ich strafe, sofern ich den artikel nicht per einschreiben sende. auch eine finanzierungsmöglichkeit.

exsila beklagt sich dauernd, dass die finanzierung unsicher ist, drückt auf die tränendrüse, um freiwillige helfer zu bekommen (als wäre es eine soziale sache!), die sie dann "exsila-engel" nennen und zockt dabei schamlos ab. mit alten medienberichten aus zeiten, als exsila noch eine tauschbörse war, schmückt sich die seite, so dass man denkt "ooooh, sogar der kassensturz empfiehlt das...und die migros....das muss ich haben". punkte dürfen sie nicht mehr verkaufen - ich denke mir mal, dass das ein nicht ganz legales prinzip war. ich hoffe, sie hatten jede menge scherereien.

so, das ist ein exsila-hass-blog. denn so viel dreistigkeit, machtgehabe und unseriosität hat es verdient, öffentlich angeprangert zu werden.

Mittwoch, 20. Juli 2011

mentalitäten

ich habe eine ambivalente einstellung zu ausländern. meine besten freunde sind ausländer, ich selbst bin über der grenze geboren und gehöre nicht richtig dazu und dann gibt es noch die kategorie, die ich nicht mag. diejenigen, die sich nicht integrieren, die die sprache weder verstehen noch sprechen, was in der schweiz unter dem deckmantel der toleranz geduldet und begünstigt wird. das sind auch die, die zwar hart arbeiten, um ihre familie durchzubringen, aber dafür auch alle arbeitsbedingungen akzeptieren, um ja nicht ihren job zu verlieren, und da hört es bei mir auf mit dem verständnis. denn wenn eine 25jährige mutter die wahl hat, aufzubegehren und ihren job zu verlieren oder sich am arbeitsplatz schikanieren zu lassen, wird sie immer für die familie und gegen ihre eigene befindlichkeit entscheiden. das kann ich verstehen und verdient an sich auch respekt, macht es aber einem fast-inländer wie mir nicht leicht, in einem job fuss zu fassen, in dem man schon davon ausgeht, dass schikanen hinzunehmen sind. bei den studenten gibt es einen solidaritätsfond für ausländische studierende, aber nicht für inländische. das sind die dinge, die mich ein wenig auf der hut sein lassen, wenn es um ausländer und arbeiten mit ausländern geht.
meinen italienischen freundinnen müsste ein chef nicht so kommen. die würden den in ihrer gewohnten, enormen lautstärke darauf hinweisen, wie man mit arbeitnehmern umzugehen hat. ausserdem bestechen sie vom ersten tag an jeden mit espresso und kuchen, so dass sich das auch niemant traut. recht so.

meine freundin und ihr partner halten mich für eine rassistin. natürlich sagen sie das nicht ganz so krass. sie sagen, hätte ich das stimmrecht, würde ich garantiert rechts, svp, ausländer raus, wählen, und ausserdem habe ich, selbst eine ausländerin, kein recht, mich zu beschweren. man muss tolerant sein, alle willkommen heissen und kann von niemandem verlangen, dass er sich integriert wenn er keine lust dazu hat. nun gut, quot homines, tot sententiae.

die letzten zwei jahre waren für mich eine ausserordentliche pechsträhne, job- und wg-mässig. meine freundin sagt, das liege immer an beiden parteien, die wahrheit liegt dazwischen. ein spruch, den ich ausserordentlich hasse. denn manchmal gibt es schwarz und weiss, recht und unrecht, fragen sie den polizisten ihres vertrauens. diese pantha-rhei-mentalität ist nichts für mich. heisst nicht, dass ich alles richtig gemacht habe. aber bei physischer gewalt brauche ich mich nicht fragen, ob ein falsches wort von mir das provoziert hat. ende und aus mit der toleranz, wer schlägt macht den fehler, nicht die andere person.

meine freundin sagt, es liege höchstwahrscheinlich schon auch an mir. ich sei wohl nicht der wg-mensch. und mit den jobs ist es auch kein zufall, dass die letzten nicht so gut geklappt haben. das ist die meinung, die sie sich von mir gebildet hat, als ich ihr jeweils erzählt habe, was in meinem leben gerade so passiert und das gefühl hatte, auf totales verständnis gestossen zu sein. unsere gemeinsame freundin sagte damals zu mir, ich könne nicht bei ihr in die grosse wg einziehen, weil ich die einzige wäre, die raucht. als ich aufgehört hatte und die zeit in meiner wg von aggression und zerstörung geprägt war, stellte sich heraus, dass es wohl doch nicht am rauchen lag. man habe angst um die wg, wenn ich da einziehe. nun gut, wenn sie sich nicht mit mir wohlfühlen, dürfen sie nein sagen. aber dürfen sie auch nein sagen, wenn sie mir die ganze zeit das gefühl gegeben haben, dass sie die situation verstehen, es nicht an mir liege und wenn sie genau wissen, dass ich zurück in eine wg muss, in der ich nachts keine ruhe finde, weil nebenan gerade meine sachen zerschlagen werden? ich finde nein.

meine freundin sagt, ich könne es der anderen nicht verübeln. manchmal muss man halt gründe vorschützen, um nicht zu verletzen, auch wenn man nicht ehrlich ist. und wenn sie ihre wg durch mich bedroht sehen, dürfen sie auf jeden fall nein sagen.

damit komme ich nicht klar. ich brauche freunde, die ehrlich sind. auch wenn ich wirklich ein wg- und job-untauglicher mensch sein sollte. es ist nicht ok, ja und amen zu sagen und eigentlich nein und gestört zu meinen.

und dann gibt es die bekanntschaften aus meiner virtuellen mmorpg-zeit, die stunden investieren, um aus reinem interesse meine lizarbeit zu lesen. ein zweiter, der nie die geduld mit mir verliert, auch wenn ich ihm geschichten wie diese erzähle. der mich dazu brachte, mutig zu sein und das richtige zu tun, auch wenn es mir so wahnsinnig schwer fiel, dass ich lieber die variante "tod vortäuschen" gewählt hätte. und der über eine dritte person hilfe für mich hier vor ort organisiert. niemand davon ist schweizer.
noch eine person aus dem realen leben, die einen privaten kontakt spielen lässt, um mir hilfe zu organisieren. die sich, obwohl hochqualifiziert, nicht zu schade gewesen wäre, mir beim umzug zu helfen. die nationalität ist nebensächlich.

ich will auf keinen fall den schweizer an sich schlecht machen. er ist halt ein scheues tierchen, das sich gern aus rein ästhetischen gründen zeitweilig zu einer gruppe zusammenschliesst und direkte gespräche nicht mag.
aber ich merke, ich passe hier nicht her. meine mentalität ist dieselbe wie als kind. jeden ansprechen und schauen, ob er mit einem spielen mag. wenn's nicht passt mit sand bewerfen und am nächsten tag hände schütteln, "frieden" sagen und wieder im sandkasten spielen. daran ist nichts unmissverständlich.
aber vor allem möchte ich nicht ständig an mir zweifeln müssen, versteckte botschaften interpretieren, die immer zum nachteil für mein selbstbewusstsein sind. ich möchte so sein können, wie ich bin und dass das schlimmste, was passiert, eine handvoll sand an meinem kopf ist und am nächsten tag ist wieder gut. und wenn ich hinfalle und mir das knie aufschlage, will ich ein pflaster darauf, auch wenn sich der arzneischrank dadurch bedroht fühlt, und nicht überlegen, ob es gleichermassen die schuld vom bordstein und von mir war...

Sonntag, 10. Juli 2011

weiterzappen...

es klappt alles nicht so wie ich es mir wünsche. die krux mit dem arbeiten in der schweiz ist nicht der mindestlohn - der ist gesetzlich garantiert und akzeptabel. das problem ist, dass man scheinbar keine arbeitsplätze garantieren will. auch als hochqualifizierte fachkraft, die ich bin *hüstel hüstel*, werde ich zum leistungsträger auf abruf verknurrt. natürlich nur mit mündlich garantiertem einsatz - der arbeitsvertrag ist unverbindlich formuliert. "restaurantmithilfe immer montags" - ich würde mich sofort bewerben. "burger braten samstags von 22 bis 05 uhr morgens" - auch das. aber das ständige prozedere mit bewerben, vorstellen, sich von der besten seite präsentieren und damit eine unglaubliche fallhöhe kreieren und dann ein menschliches herauswinden aus einer jobverpflichtung, die volle leistung bei flexiblen arbeitszeiten will und effektiven 200 bis 500 franken monatslohn, ermüdet mich unglaublich. ich mag nicht mehr.
die schweizer gesetze schützen mich vor allem möglichem, zum beispiel vor überschuldung. das heisst, nachdem ich weder stipendien, darlehen, sozialhilfe oder arbeitslosengeld beziehen kann - auch im notfall nicht - verunmöglicht man mir auch, einen kredit aufzunehmen. denken sie sich den folgenden satz in roter schrift mit vielen ausrufezeichen: wo genau sind da die gleichen bildungschancen für alle?
die steuerbehörde schreibt mir durch die blume: wir sehen, dass sie eine akute unterdeckung haben, aber die tatsache, dass sie studieren, deutet auf körperliche und geistige gesundheit hin, so dass es keinen grund gibt, den studienabschluss nicht zu verschieben und arbeiten zu gehen, um die steuerrechnung zu bezahlen.
mir bleiben zwei optionen: tatsächlich den studienabschluss auf unbestimmt zu vertagen und hoffen, dass sich die schweiz ändert. dabei muss ich erwähnen, dass ich den letzten job nicht bekommen habe, obwohl die arbeitgeberin mir mitteilte, meine bewerbung hätte von vielen hunderten positiv herausgestochen, aber sie könne es nicht verantworten, mich vom lernen abzuhalten. der job hätte aus "dinge im internet googeln von zu hause aus bei freier zeiteinteilung" bestanden...
die zweite option besteht darin, einen illegalen weg zu beschreiten. also versuche ich einen p2p-kredit zu bekommen und habe ein entsprechendes inserat geschaltet. ich bezahle gerne 10% zinsen, da ich keine sicherheiten bieten kann. es kamen tatsächlich heute vormittag schon drei angebote. das erste war super: "sie bekommen einen kredit von mir, rufen sie mich an". das tat ich dann tatsächlich und eine ausländische stimme nannte mir eine adresse, wo ich 500 franken in den briefkasten legen sollte. er würde mir daraufhin eine adresse nennen, wo ich das geld bekommen würde. ich habe es mir nicht nehmen lassen, das naivchen zu spielen und ja und amen zu sagen.
das zweite angebot war ähnlich aber noch keine rückantwort. das dritte kam von einem angeblichen finanzberater, der mir schrieb, wenn ich es wirklich ernst meine mit einem kredit oder darlehen, können wir gern über die modalitäten verhandeln. (so weit so gut). er habe übrigens dunkelblonde haare und wiege 73 kilogramm, sei sportlich und offen für dates, wenn alles passt.....

wie in einem schlechten film. an ihrer stelle würde ich ganz schnell weiterzappen. nur ich muss bis zum ende der vorstellung bleiben. selbstmitleid habe ich mir vor einiger zeit abgewöhnt - es schmeckt nach käsefüssen. aber wenn man ständig vermittelt bekommt, dass man wertlos ist, glaubt man es irgendwann. ich glaube es und es schmeckt nach käsefüssen.

Mittwoch, 22. Juni 2011

absolut rechtlos...

ich bin ziemlich gestresst zur zeit, denn ich mache die dinge exzessiv. ich kann nicht anders. ich bin ungeduldig, ich möchte, dass es vorwärts geht und in kombination mit nicht allzugrossem selbstvertrauen bedeutet das halt 12-14 stunden bibliothek pro tag. es ist ganz ok. von 14 stunden bin ich denn auch sieben oder acht wirklich produktiv und konzentriert, das macht einen schönen arbeitstag. die bibliothek ist mein heimatplanet, ich bin ihr satellit. das heisst ja eigentlich leibwächter. niedlich. ich bewache die bibliothek tag und nacht, damit ihr nichts passiert und sie lässt mir meine umlaufbahn, die mich in die mensa und zum sport führt.
sportlich bin ich immer noch, mein bizeps soll ja nicht wieder weggehen. armer crosstrainer, was du jeweils für aggressionen abkriegst. einen neuen job habe ich auch, als sprachlehrerin. gute sache, ich freue mich.
freute mich. denn die steuerbehörde möchte 2567 franken und 10 rappen von mir. weil ich entsprechend viel gearbeitet habe letztes jahr. damit finanziere ich mein zimmer mit dem prokrustesbett, das essen in der mensa, die zwei tassen kaffee täglich - ich krösus, die studiengebühren und meine arbeitslosigkeit, die ja bald ein ende hat. denn das arbeitsamt brauchte 4 monate, um mir mitzuteilen, dass sie meine unterlagen so als ganzes paket verloren haben, also natürlich sagen sie, ich hätte nichts geschickt. die post hat es verloren. ist klar. und deswegen hätte ich keinen anspruch. das heisst, sobald ich mich beim arbeitsamt anmelde, bin ich erstmal drei monate gesperrt und muss zum sozialamt, aber trotzdem jeden job annehmen. das sozialamt hat mir aber klar gesagt, dass man als student mit der immatrikulation sämtliche ansprüche verwirkt. sie sagten sogar, wenn ich schwanger wäre, würden sie nicht einmal für mein kind bezahlen. damit war das beratungsgespräch beim sozialamt auch vorbei, denn das wartezimmer war voll mit ausländischen bewerbern. immigration ins transfersystem nennt herr sarrazin das. ich böse, böse querulantin, die sich anmasst, sparsam zu leben, um studieren zu können. vor mir war übrigens eine dunkelhäutige frau am schalter. sie hatte mehrere kinder dabei und klärte gerade ab, wohin ihr anspruch überwiesen werden soll. der raum hatte ein anschlagbrett. da können immigranten von vergünstigten deutschkursen profitieren. und wenn sie schwierigkeiten mit den behörden haben, wird ihnen für ein paar stunden die woche jemand zur verfügung gestellt, der ihnen hilft. sowas hätte ich auch gern. zeit, geld, kinder, gesprächspartner, die mir im behördenalltag helfen und vor allem materielle sicherheit.
also werde ich jetzt 12-14 stunden pro tag in der bibliothek bleiben und zusätzlich noch halbtags arbeiten, im september sind sogar 150 stellenprozente geplant. dann kann ich die steuerrechnung bezahlen. also studienabschluss um ein halbes jahr verschieben, denn ich bin so anspruchsvoll, ich möchte auch mal schlafen. denn die steuerbehörde sagt mir, ausbildung ist kein härtefall. ich mache den herrn am telefon auf meine situation aufmerksam. es folgt ein vortrag über das gut funktionierende sozialsystem der schweiz, das niemanden durch seine maschen fallen lässt. was ich ihm erzähle, glaubt er nicht und höchstwahrscheinlich habe ich was falsch verstanden. ist klar. ich überlege mir, was wohl passiert, wenn ich gar keine rechnung mehr bezahle. vielleicht komme ich dann ins gefängnis - endlich. saubere wohnverhältnisse, fernsehen, internet, massenhaft zeit... I'm loving it. erstmal lasse ich mich gleich vier stunden im bücherladen zutexten. über plastik. bin selbst gespannt, ob ich der trulla den kopf abreisse oder nicht. das wäre wiederum ein weg ins gefängnis...

Mittwoch, 15. Juni 2011

absolut wertlos...

mein neuer job führt mich in einen laden für schulbücher. es ist herrlich da, ich könnte mich lange verweilen und ein buch nach dem nächsten durchblättern. und die materialien für kinder sind süss - häkel-dvds, lese-malbücher, spiele zum rechnen lernen. in diesem bunten kinder- und erwachsenenparadies bereue ich es fast, dass ich nicht primarlehrerin geworden bin.

und nicht nur deswegen. nichts läuft bei mir gleichmässig, man sagt auch, ich würde immer ein haar in der suppe finden. dabei habe ich doch gar keine solche einstellung. ich freue mich jedesmal, wenn ich eine neue stelle bekomme und sogar in einem bücherladen!
eines fehlt in diesem bücherladen - die kundschaft. die kommt an heissen juni-tagen ende schuljahr nicht dahin. also bin ich alleine mit einer festangestellten verkäuferin. ich, die neue, sie die, die alles schon kennt. niemand weit und breit da, keine arbeit, beiden ist heiss und langweilig. ich vertiefe mich in bücher, was durchaus gewünscht ist. aber sie ist vollblutverkäuferin anfang zwanzig und ihr ist langweilig. ahnen sie das problem? sie redet. und redet. zeigt auf ein plastik und sagt, das ist plastik, das muss man bei den büchern wegmachen. und dann kommt die liste der sonderfälle, in denen man das plastik nicht wegmachen muss.
meine freunde haben keine geduld mehr mit mir, weil es mir nirgends gefällt. sie sagen "auf die zähne beissen, ja und amen sagen". das mache ich also brav. eine variation von "ja, aha, ok, ah interessant, mhm". sie führt mich durch den laden. und wieder zurück. und wieder. und wieder. wir "schauen kurz". die schweizer "schauen" immer "kurz". ob es irgendwo ein buch zurechtzurücken gibt. sie ruft mich. schau mal kurz, hier hat einer ein buch verrückt. und ein plastik angerissen. die kundschaft halt. plastik machen wir immer von den büchern weg, ausser wenn... und wenn... hast du das verstanden?
sie ist eine ganz gewiefte, sie baut fallen. sie versteckt eine cd und fragt mich dreimal ob ich sicher bin, dass ich alles zurechtgerückt habe. dann ihr triumpf, die cd, deren existenz mir bislang unbekannt war. aber achtung, es gibt auch so neue cds, die sind nur für den computer. jetzt gehen wir zusammen kurz nach dem karton schauen. ich wusste gar nicht, dass er was braucht. ja, aha ok, mhm. ihre antwort: wenn du weiterhin so wenig interesse zeigst, werden wir wohl kaum miteinander auskommen, aber das ist auch egal. wir gehen jetzt kurz durch das ganze sortiment schauen, ob irgendwo eine lücke ist.
zwei von fünf stunden sind um. ich frage sie, ob ich gehen darf. sie sagt ja. süsse flucht. es war mir 75 franken wert, ihr nicht mehr zuhören zu müssen.
ich glaube ich werde einmal arrogant verhungern. oder kann man selbstwertgefühl essen?

Sonntag, 12. Juni 2011

delirant isti germani!!

Mit 1000 Euro Kautionsgeld in der Tasche fahre ich also nach Bochum. Ich möchte da so gern eine Wohnung haben! Ein Ort, der auf mich wartet, wo ich zu jeder Tages- und Nachtzeit hinkommen kann, ohne auf die Eincheck-Zeiten eines Hotels Rücksicht nehmen zu müssen. Im City-Nightline war an schlafen nicht zu denken. Ich fühle mich wie ein Bier - schön kühl, aber wenn man es schüttelt schäumt es vor Wut. Komplett bekleidet, mit Jacke und zwei City-Nightline-Gammeldecken schlottere ich mich durch die Nacht. In Mannheim gehe ich mich draussen aufwärmen und laufe an den Störungslämpchen vorbei: Heizungsstörung und Abluftstörung. Es funktioniert nur "Luftzufuhr", praktisch bedeutet das, man sitzt die ganze Nacht im Schlafsessel wie unter einem Kaltluftföhn. Der lapidare Kommentar des Zugpersonals: "Na immerhin funktioniert die Klimaanlage".
Unterkühlt und müde komme ich in Bochum an, aber mir geht's sonst gut. Es ist friedlich, durch die schlafende Stadt zu laufen. Schlafende Stadt? Warum eigentlich, es ist 7.30 Uhr an einem Werktag! Und ich muss noch 6,5 Stunden schlendern, wegen der Eincheck-Zeiten im Hotel.
Bis 10 Uhr schlendere ich durch die Stadt. Es ist wirklich seltsam friedlich wenn einen niemand kennt und niemand stört. Um 10 Uhr öffnet die erste Wohnungsagentur. Ich bin so nervös, stelle mir vor, wie ich aus lauter schönen Wohnungen wählen kann...
Pustekuchen, Bilder gibt es keine. Die Wohnungen werden nur von aussen gezeigt. Ich wundere mich schon darüber und frage danach, wie es denn innen aussieht. Ja, das kann sie mir nicht sagen, das kommt halt drauf an, was ich für einen Fussboden legen lasse. Ich schaue die fröhliche Quietschedame schief an und sage: "Wie, ich bringe da meinen eigenen Fussboden mit?". Sie lächelt und meint, wenn ich es so formuliere, klingt es schon lustig. Aha, trotzdem. In Deutschland bringt man seinen eigenen Fussboden in eine Wohnung mit! Und die Tapete. Wie, Tapete? Was ist denn jetzt an den Wänden? Das weiss sie natürlich auch nicht, einfach etwas, wo ich Tapete drüber machen kann. Tapete, Schnapete, ist die Wohnung ein Geschenk, das ich erst verpacken muss? Also konkret, ich kaufe erstmal mehrere Rollen Papier und klebe es an die Wände. Ich wollte eigentlich ne Mietwohnung, keine Baustelle übernehmen... Na ok. Weiter. Balkon, Keller, Bad, Küche. Küche? KÜCHE? Fehlanzeige. In Deutschland nimmt man bei Umzug seine eigene Spüle mit. Weil, was ist, wenn einem die bestehende Spüle nicht gefällt? Eine deutsche Mietwohnung versteht unter "Wohnküche" eine kahle Wand (natürlich ohne Tapete) mit einer Hand voll Löchern drin. Das sind die Anschlüsse für die Küche, die ich unterm Arm mitbringe. Schliesslich will man ja seine gewohnte Küche nicht aufgeben. Was allerdings passiert, wenn die gewohnte Küche gar nicht reinpasst, das wird unter den Teppich gekehrt, äh, gibt's ja nicht, also wird nicht besprochen. Ausserdem...Küche, Tapete und Fussboden muss man mitbringen, aber das Klo kann man ruhig von den Vormietern übernehmen. Wo ist denn da die hygienische Logik dabei?
Mir ist jedenfalls klar: Die Deutschen nehmen das wörtlich mit dem "Dach über dem Kopf". Oder was kommt als nächstes: eine freiwillige Dachpauschale? Nachdem mir auch die zweite Agentur eine steinzeitliche Höhle andrehen will, kann ich nicht mehr. Ich klappe auf der Strasse vor Lachen fast zusammen. Denn warum sind da zwei rote Männchen auf der Fussgängerampel? Kriegt da jeder Fussgänger seine eigene Ampel? Die spinnen, die Deutschen!

Donnerstag, 26. Mai 2011

privilegiertes Vakuum

Ich bin umgezogen. Seit dem Umzug keine Spur von Aggression mehr vorhanden. Das fühlt sich unbeschwert an.
Kein Mobbing, keine Gewalt mehr, nur ich, mein Procrustesbett, hygienische Zustände, die gegen die Genfer Konventionen verstossen, Schimmel, Gestank. Mein Beitrag dazu: Viel Desinfektionsmittel.
Ich bin acht Kilo leichter, trainiert, habe neue Körperteile mit Namen wie Bizeps und Latissimus. Das fühlt sich kräftig an, ich bin gewappnet für den Alltag. Meine Haare sind weg, Bubikopf, auch da eine Last weg.
Mein ganzer Besitz passt inzwischen in einen Smart und ich möchte noch mehr loswerden. 100 items or less. Ich glaube, ich suche noch mehr Erleichterung. Wenig Besitz bringt paradoxerweise mehr Möglichkeiten, weil nichts mehr lähmt. So nutze ich die Privilegien der Uni (Sport, Mensa), anstatt mir Gedanken über Reparatur und Garantiescheine zu machen.
Meinen Tag und meinen Abend verbringe ich in einer Villa, unser Institut an der Uni. Und es ist allerhand los: Die Putzfrauen kommen, um meinen Müll mitzunehmen (!). Ein Spengler namens Feierabend spengelt irgendwo. Das muss lustig sein, wenn er sich am Telefon meldet. Und sogar um die Bäume kümmern sich akrobatische Kletterer, die die Spannung messen, um zu schauen, welcher Baum noch stabil ist, wenn das Eichhörnchen weiterhin so fest drauf rumturnt.
Überprivilegiert und unterversorgt. Als Kassiererin möchte man mich nicht. Gut, ich will auch nicht. Der Mammon diktiert meine Wünsche. Auch sonst keine Stelle, trotz Massenbewerbung. Die Putzfrau räumt meinen Müll weg, eine Stelle als Müllwegräumerin ist nicht in Sicht. Müde, ich bin sehr müde. Lachanfälle letzte Woche. Leute mögen Leute mit Lachanfällen.
Ich will doch nur weiterkommen. Brav Lizarbeit schreiben, brav jobben nebenher, brav sparen und dann eine Wohnung in Bochum mieten. Wie die, die ich letzthin gesehen hatte. Alles neu, hell, mit Galerie, auf die man das Bett stellt. Ein zu Hause. Schon klar, dass ich die Wohnung jetzt nicht ständig bewohnen könnte. Aber sie wäre da, sie würde auf mich warten und würde meine paar Habseligkeiten bewachen. Ist das so schwer zu verstehen...

Dienstag, 26. April 2011

heimatlos

Was muss das für ein genialer Event gewesen sein, der Auftakt zur Spectaculum-Saison, in Gelsenkirchen. Die Musiker, die aufgetreten sind, posten voller Begeisterung auf Facebook. Ich kann es mir vorstellen, die feierliche Markteröffnung, die unbeschwerte Atmosphäre temporärer Abschottung in eine sichere Welt, der Geruch von Bäckeröfen und Grillspiessen in der Luft, die riesigen Lagerfeuer, die Vorfreude auf die Dunkelheit wecken, die Musik und das Gefühl, gar nicht zu wissen, wo man überall noch hinschauen soll. Spätabends das Knistern der vielen Feuer mit Funkenschlag, die Figuren, die in der Nacht verschwinden und genauso abrupt aus ihr hervortreten, eine Welt, in der das Sehen gedämmt wird, nur um die anderen Sinne zu schärfen. Eine unwiderstehliche Atmosphäre, in der jede Berührung zu einem verschwörerischen Sinneserlebnis wird.

Eine perfekte Heimat für zwei Tage. Leider bleibt mir nur die Erinnerung an das letzte Jahr, denn ich kehre immer noch meine Scherben zusammen. Ich breche meine zart spriessenden Wurzeln ab und verschwinde in ein provisorisches Leben.

Wie gern wäre ich in Gelsenkirchen gewesen!

Donnerstag, 31. März 2011

Wie Phoenix aus der Asche...

Es ist Ende März. Ich bin 5 Kilogramm leichter, habe dutzende Schachteln Zigaretten nicht geraucht und langsam könnte Feierlaune auftauchen. Ich kann stolz auf mich sein, ich weiss. Zu früh gefreut.
Mein geliebter iMac ist abgeschmiert. Wer in einem komfortablen Rundherum sitzt kann kaum verstehen, was da dran so schlimm ist - hat ja schliesslich noch Garantie drauf.
Wer aber wenig hat, fängt unbewusst an, sich auf die wenigen Dinge, die er besitzt um so mehr zu verlassen. So kam der Absturz als Schock. Eine Art Erdbeben, es hat mir komplett den Boden unter den Füssen weggezogen. Jaja, Backup. Ist teilweise vorhanden, aber vieles ist dennoch verloren. Der plötzliche Verlust eines Gerätes, an dem ich gut und gerne zehn Stunden pro Tag arbeite, spiele, skype hat mir psychisch zugesetzt und das Schleppen des Geräts zum nächsten Apple Store brachte mich nochmals physisch an meine Grenzen. Mein innerer Richter sagt: "Ja selber Schuld, was übernimmst du dich auch mit so einem riesen Gerät, wenn jeder normale Mensch einen Laptop hat". Ich hab meinen iMac geliebt, wie ich auch die Zigaretten geliebt habe.

Kennen Sie das? Sie sind in einem Schockzustand, dann kommt es auch nicht mehr darauf an, wenn noch mehr kommt. Mein Mitbewohner ist nochmals zur Verwaltung - es sei hier mal genannt, es ist die Woko - gegangen und behauptet, ich würde nicht mehr putzen und sonst noch Dinge, die man mir gar nicht gesagt hat. Ich bekam die genervte Schimpftirade dann ab. Ich bin fast 30 Jahre alt und wurde beschimpft, bewertet und veruruteilt wie ein ungezogenes Kleinkind. Seinen Freunden gegenüber erzählt er Dinge wie zum Beispiel, dass ich ihn im Schlaf filmen würde. Er hat es darauf angelegt, mich überall als Gestörte darzustellen und so ist nun jeder auf der Hut vor mir. Dazu kommt, dass ich rein gar nichts tue, keine Rache, kein Geschimpfe, kein gar nichts, so dass der Eindruck entsteht, ich müsse umso komischer sein. Eine falsche Schlange halt, ein hinterhältiges Weibstück, das dem armen Kerl das Leben schwer macht.
Der Grund für die ganze Aktion: seit drei Wochen ignoriere ich ihn völlig, bis auf ein "hallo" und "gute Nacht". Und er kann es wohl nicht ertragen, mich nicht dominieren oder zumindest zutexten zu können. Nun gut, ich gebe zu, es ist für ihn eine Provokation, wenn ich mit iPod herumlaufe und jedesmal, wenn er mit mir reden möchte, sage: "sry, hör nix, ipod". Die Geschichte geht noch weiter, über Handgreiflichkeiten, Belästigungen aller Art und so weiter. Aber die Geschichte langweilt mich ja selbst schon. Was mich allerdings nicht langweilt, ist, dass ich nachts um halb zwölf nach Hause komme in eine total ruhige Wohnung. Thomas sitzt brav am Schreibtisch und tippt vor sich hin. Ich gehe Zähne putzen, Pyjama anziehen und kaum schliesse ich meine Tür, fängt die Sause an - Party, Musik, Gäste, Schranktürenknallen bis drei Uhr früh.
Aber per Post kommt eine Abmahnung an MICH. Wegen dem angeblichen nicht-Putzen und dem ganzen Rest, den man mir ja nicht sagt. Per Telefon sagt man mir klar, dass demnächst der Rauswurf erfolgt und ich keines der 2000 Woko-Zimmer mehr bekomme.
Ich bin Aeneas, ich gehe, rette meine Penaten und suche eine neue Heimat. Nur war Aeneas ein bisschen traurig und wurde alsbald von diversen Königstöchtern und Nymphen getröstet. Ich bin im Lizarbeitsstress. Kein Trost für mich, nirgends.

Nun denn. Wie Phönix aus der Asche, schon wieder eine unfreiwillige Wiedergeburt.

Bis zum nächsten Mal!

Lea

Samstag, 26. Februar 2011

mehr desselben...

Neun Tage ohne Zigaretten, zwei Tage ohne Tabletten und trotzdem noch Depressionen. Ich würde gerne über den Tisch wischen und alles herunterfegen, neu beginnen. Trotzdem lebe ich das mehr-desselben-Prinzip. Mehr sparen, mehr studieren, mehr erzwingen. Meine Freunde können nicht verstehen, wieso ich gleichzeitig mit dem Rauchen aufhöre, eine Diät mache und täglich zum Sport gehe. Das ist doch viel zu radikal. Ist es das? Es ist nur Ansatzweise ein Gegenstück zum aufgezwungenen mehr-desselben-Dasein. Ich merke das gar nicht wirklich. Diät, Rauchstopp, Sport - ich erledige das automatisch, aber kreuzunglücklich. Aber auch das akzeptiere ich nur als weiteres Detail meines Daseins. Vor mir liegt ein Weg voller Hindernisse, die Lizarbeit. Die vielen Vormittage, an denen ich bereit und willig anfangen möchte und vor dem Nichts stehe, keine Ahnung, was in meiner Arbeit stehen soll. Und gleichzeitig meine einzige Möglichkeit, hier rauszukommen. Wenn das Leben eine Karriereleiter ist, dann steht aber die unterste Sprosse im Matsch. Keine Zeit für Befindlichkeiten, eigentlich keine Zeit, in der man lebendig ist. Ich vermisse meine Zigarette, sie hat mich verstanden.

Freitag, 18. Februar 2011

tempora mutantur...

Hallo ihr lieben Leser,

unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Vor allem, da es mir bei der Kälte eine einzige Ewigkeit scheint. Ich bin also endlich an meiner Lizarbeit dran. Das heisst, es kommt mir komisch vor, es so zu nennen, da ich noch nicht viel schreibe, aber tagelang lese und recherchiere. Wie das Endprodukt aussieht, weiss ich noch nicht und dass es zu einem Endprodukt kommen wird, das rede ich mir täglich selbst fest ein bis ich es glaube.

Neues: ein neuer Job am Flughafen, der bisher erträglich, wenn auch nicht besonders einträglich, ist. Neue Vorliebe für Tristania, Sirenia und Zuccheros "alla fine", was natürlich gar nicht dazu passt. Und seit gestern rauchfrei. Das ist noch keine besondere Leistung, zumal ich es nur mithilfe von Champix schaffe. Trotzdem, leicht fällt es mir nicht. Das Medikament hemmt nicht mein Verlangen, aber wenn ich rauche, wird mir übel. Drei Jahre lang war das Rauchen mein Freund, meine Zuflucht, Trost, Ausrede, Überbrücker von Langeweile, einziger Begleiter intensiver philosophischer Grübeleien, immer für mich da. Eine Verliebtheit mit rosa Brille, da die einzigen negativen Begleiterscheinungen eine belegte Zunge, Geldknappheit und gelegentliches soziales Unverständnis bis hin zur Sofortverurteilung waren. Aber ich provoziere ja gerne. So, auch wenn es anders scheinen mag - das war meine rationale Seite.
Meine Gefühle sagen mir: Ich habe soeben meinen besten Freund verloren, indem ich ihn aufgab. Kein realer Freund kann so gut sein wie der erdachte, vor allem, da er direkten Zugang zum Belohnungszentrum meines Gehirns hatte. Dass das keine Einbildung ist, zeigen mir meine Gedanken, die plötzlich ständig um einen Todesfall aus dem letzten Jahr kreisen.
Zum Glück war ich immer schon mehrheitlich rational und werde es durch diese Zeit schaffen, wenn auch nicht besonders glücklich. Mein Fazit: Einsamkeit und Rauchen...zusammen die grösste Kraft, der ich bisher entgegengetreten bin. Oder zumindest scheint es im Moment so.

Samstag, 1. Januar 2011

Frohes Neues Jahr! / Achtung, die Hexe schiesst scharf.

Ein frohes neues Jahr wünsche ich allen Lesern, das sind bisher zwei, dafür wünsche ich es euch umso mehr.
2010 war rückblickend ein richtig beknacktes Jahr. Gerne würde ich dem Jahr etwas Gutes abgewinnen, ausser dass ich froh bin, dass es vorbei ist. So sehr ich überlege, eine Bilanz - bi-lanx, doppelte Waagschale - fällt bei mir einseitig aus. Das Jahr 2010 war überwiegend negativ und so ist es für mich aus ausgeklungen. Die Erkältung hat mich doch noch erwischt und bei einem kleinen, mickrigen Hüsteln hole ich mir, in einem Elektronikmarkt stehend, von lauter Leuten umgeben, einen Hexenschuss. Natürlich habe ich mir zu Hause sofort Tipps aus dem Internet geholt, die da wären: bewegen, bewegen, bewegen. Also stehe ich gekrümmt zu Hause, wackle mit den Hüften wie eine Teilnehmerin eines rhythmischen Selbstfindungskurses und beisse auf die Zähne. Zwei Stunden später war ich so weit, dass ich, hätte ich alleine gewohnt, zur Toilette gekrabbelt wäre.
Und ist die Schweiz nicht toll? Wenn man einen Arzt braucht, gibt es keinen. Das heisst, die telefonische Hotline, die ich aus kostengründen anrufen muss, sagt mir, sie seien so überlastet, sie können nicht garantieren, dass ich in den nächsten zehn Stunden zurückgerufen werde. Zehn Stunden! Komplett bescheuert...
Also noch eben zur Toilette (15 Minuten), Katzenwäsche (10 Minuten), saubere Kleidung anziehen (15 Minuten), Taxi bestellen, vor die Tür humpeln, ins Spital fahren. In der Notaufnahme kommt der Rollstuhldienst, ein älterer, schmächtiger Herr, der mich durch die Gänge schiebt und versucht, aus Pietät nur leise zu keuchen. Allerdings sind die Schmerzen zu gross, als dass es mir gross peinlich sein könnte. Ebenso die Gymnastikshow vor einem Arzt, den man nur allzugerne mal treffen würde, wenn man nicht halbnackt und mit schmerzverzerrtem Gesicht herumhumpelt. Keine Zeit für Schamgefühle, während man herumläuft wie Gollum.
Aber auch keine Zeit für Silvestertrübsal. Allein schon das Opiat hat meine Stimmung beträchtlich gehoben.
2010 hat so doof geendet wie es begonnen hat. Es war geprägt von Jobs, die ein Griff ins Klo waren, von Verlust, Streit und sehr viel Stress. So viel, dass ich eine Art Galgenhumor oder Galgen-Optimismus entwickelt habe. Ich radiere den Teufel an der Wand gleich wieder aus, aber was kann denn noch grossartig passieren? Unfall, Tod usw. lasse ich mal auf der Seite, aber welche Art von Stress hatte ich denn 2010 nicht? Also alles halb so wild. Mein Vorsatz ist, mich nicht mehr stressen zu lassen. Lohnt nicht. Darum: Es wird schon gut werden, davon bin ich fest überzeugt.

Happy New Year!