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Samstag, 5. Dezember 2009

Bist du bald am Liz?

Sie lauert an jeder Ecke. An einem Samstagmorgen beim Einkaufen in der Migros. Bei der Arbeit. Sie kommt auch in dein Zuhause, bis in dein Zimmer. Gut, zugegeben, am Morgen hast du noch ein paar Minuten des Friedens, bevor du das erste Mal mit der Aussenwelt in Kontakt trittst. Aber wenn du vor die Türe trittst, das Telefon abnimmst, auf dein Handy schaust, dann springt sie dich möglicherweise an. Die Frage: "Bist du bald am Liz?". Und die Antwort ist immer dieselbe. Nein. Früher folgte eine lange Erklärung: "Nebenfach noch aufarbeiten...noch 2 Seminare fehlen....hoffe nächsten Sommer". Heute begnüge ich mich mit einem simplen "Nein, das dauert noch" oder einem "Ja, irgendwann". Damit nimmt man dem Gesprächspartner mit seinen lebensbejahenden Absichten so richtig den Wind aus den Segeln. Das einzige, was ihm dazu nämlich einfällt ist "Oh. (peinliches Schweigen) Wie lange dauert es denn noch?".
Aber ganz ehrlich. Die Frage "Bist du bald am Liz?" ist langsam mein Weggefährte. Sie ist eine Art Begrüssungsritual. Natürlich interessiert es niemanden wirklich, wo genau ich im Studium stehe. Die Frage steht symbolisch für viele andere Inhalte. Zum Beispiel:

"Ich habe keine Ahnung, worüber ich mit dir reden könnte"
"Ich kenn dich irgendwoher, du warst doch die Studentin, nicht?"
"Wenn ich dich alle 2 Monate frage, vielleicht machst du dann mal vorwärts"
"Ich möchte mich mit erfolgreichen Leuten umgeben, antworte richtig, dann können wir uns öfters unterhalten"
"Geht dein Leben endlich mal vorwärts oder muss ich Angst haben, dass du dich gleich über irgend etwas beschwerst?"

Die Liste ist beliebig erweiterbar. Und auch meine Antworten, so wahr sie sind, verbergen geheime Botschaften:

"Ich habe keine Lust auf Smalltalk"
"Was geht dich das an?"
"Danke für das Salz in der offenen Wunde"
"Wenn dich wirklich nur das interessiert, dann lass uns lieber gemeinsam meditativ schweigen"

Aber eigentlich bringt mich die Frage zum Lächeln. Sie ist meine alte Bekannte, für die nächsten zwei Minuten weiss ich genau, wie ich mich verhalten muss. Denn es sagt ja nie jemand: "Du schaffst das. Kann ich dir irgendwie helfen?"

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