Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 11. Dezember 2010

Memento

Im März 2003 wussten die Bewohner des Iraks, dass ein Angriff der USA bevorsteht. Natürlich ist es ungerecht, ein Land zu bedrohen und schlussendlich anzugreifen. Wäre die Sache nicht so ernst und tragisch, könnte man eine äusserst kindische Komponente sehen. Im Sandkasten würde man den grossen Bruder holen. Aber hier war es eigentlich noch blöder. Der grosse Bruder haut irgendwen mit der Begrüdung: "Neulich hat mich jemand vom Rad gestossen und jetzt habe ich gehört, dass du vielleicht eine Steinschleuder besitzt und weil alle meine Kumpels gesehen haben, dass ich vom Rad gestossen wurde, muss ich jetzt zeigen, wie stark ich bin."
Trotzdem: ich konnte damals nicht verstehen, was es da noch zu überlegen gab. Kinder einpacken und nichts wie weg, oder? Eine Krankenhauszone errichten, alle Alten und Kranken dort versammeln und an die internationale Gemeinschaft appellieren, so dass die USA es nicht wagen, diese Zone zu bombardieren. Vielleicht eine naive, undurchdachte Ansicht, aber historisch erprobt. Man denke an die Entstehung des Roten Kreuzes, an friedliche Aufstände, an die Römerzeit, als die Plebejer dreimal geschlossen die Stadt verliessen, auf dem nächsten Hügel kampierten und so unblutig ihre Rechte durchsetzten, ein einig und mächtig Volk.
Ich kann es heute immer noch nicht verstehen. Wird das Leben bedroht, zumal das der eigenen Kinder, sollte man auf Gerechtigkeit pfeifen und gehen.
Wird das Leben allerdings nicht bedroht, so gibt es Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt. Ohne Rache, Sturheit oder Prinzipienreiterei. Einfach weil man existiert und dieses Recht nicht verleugnen oder entschuldigen muss. Von mir aus bin ich für mein Umfeld jetzt der Esel, da der Klügere ja nachgibt. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto sinnloser finde ich dieses Sprichtwort.
Angenommen Sie stehen auf der Strasse und werden mit einer Waffe bedroht. Sex oder ich knall dich ab. Und trotzdem schaffen Sie es, die Polizei zu alarmieren und warten in Tränen aufgelöst, verängstigt. Die Polizisten kommen, fragen, was los ist, schütteln den Kopf und sagen: "Was, darum haben Sie uns extra gerufen? Jetzt tun Sie nicht so, geben Sie ihm, was er will und ihre Probleme sind gelöst." Die Gaffer rundherum schütteln alle den Kopf. Der Klügere gibt nach, oder?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen