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Mittwoch, 20. Juli 2011

mentalitäten

ich habe eine ambivalente einstellung zu ausländern. meine besten freunde sind ausländer, ich selbst bin über der grenze geboren und gehöre nicht richtig dazu und dann gibt es noch die kategorie, die ich nicht mag. diejenigen, die sich nicht integrieren, die die sprache weder verstehen noch sprechen, was in der schweiz unter dem deckmantel der toleranz geduldet und begünstigt wird. das sind auch die, die zwar hart arbeiten, um ihre familie durchzubringen, aber dafür auch alle arbeitsbedingungen akzeptieren, um ja nicht ihren job zu verlieren, und da hört es bei mir auf mit dem verständnis. denn wenn eine 25jährige mutter die wahl hat, aufzubegehren und ihren job zu verlieren oder sich am arbeitsplatz schikanieren zu lassen, wird sie immer für die familie und gegen ihre eigene befindlichkeit entscheiden. das kann ich verstehen und verdient an sich auch respekt, macht es aber einem fast-inländer wie mir nicht leicht, in einem job fuss zu fassen, in dem man schon davon ausgeht, dass schikanen hinzunehmen sind. bei den studenten gibt es einen solidaritätsfond für ausländische studierende, aber nicht für inländische. das sind die dinge, die mich ein wenig auf der hut sein lassen, wenn es um ausländer und arbeiten mit ausländern geht.
meinen italienischen freundinnen müsste ein chef nicht so kommen. die würden den in ihrer gewohnten, enormen lautstärke darauf hinweisen, wie man mit arbeitnehmern umzugehen hat. ausserdem bestechen sie vom ersten tag an jeden mit espresso und kuchen, so dass sich das auch niemant traut. recht so.

meine freundin und ihr partner halten mich für eine rassistin. natürlich sagen sie das nicht ganz so krass. sie sagen, hätte ich das stimmrecht, würde ich garantiert rechts, svp, ausländer raus, wählen, und ausserdem habe ich, selbst eine ausländerin, kein recht, mich zu beschweren. man muss tolerant sein, alle willkommen heissen und kann von niemandem verlangen, dass er sich integriert wenn er keine lust dazu hat. nun gut, quot homines, tot sententiae.

die letzten zwei jahre waren für mich eine ausserordentliche pechsträhne, job- und wg-mässig. meine freundin sagt, das liege immer an beiden parteien, die wahrheit liegt dazwischen. ein spruch, den ich ausserordentlich hasse. denn manchmal gibt es schwarz und weiss, recht und unrecht, fragen sie den polizisten ihres vertrauens. diese pantha-rhei-mentalität ist nichts für mich. heisst nicht, dass ich alles richtig gemacht habe. aber bei physischer gewalt brauche ich mich nicht fragen, ob ein falsches wort von mir das provoziert hat. ende und aus mit der toleranz, wer schlägt macht den fehler, nicht die andere person.

meine freundin sagt, es liege höchstwahrscheinlich schon auch an mir. ich sei wohl nicht der wg-mensch. und mit den jobs ist es auch kein zufall, dass die letzten nicht so gut geklappt haben. das ist die meinung, die sie sich von mir gebildet hat, als ich ihr jeweils erzählt habe, was in meinem leben gerade so passiert und das gefühl hatte, auf totales verständnis gestossen zu sein. unsere gemeinsame freundin sagte damals zu mir, ich könne nicht bei ihr in die grosse wg einziehen, weil ich die einzige wäre, die raucht. als ich aufgehört hatte und die zeit in meiner wg von aggression und zerstörung geprägt war, stellte sich heraus, dass es wohl doch nicht am rauchen lag. man habe angst um die wg, wenn ich da einziehe. nun gut, wenn sie sich nicht mit mir wohlfühlen, dürfen sie nein sagen. aber dürfen sie auch nein sagen, wenn sie mir die ganze zeit das gefühl gegeben haben, dass sie die situation verstehen, es nicht an mir liege und wenn sie genau wissen, dass ich zurück in eine wg muss, in der ich nachts keine ruhe finde, weil nebenan gerade meine sachen zerschlagen werden? ich finde nein.

meine freundin sagt, ich könne es der anderen nicht verübeln. manchmal muss man halt gründe vorschützen, um nicht zu verletzen, auch wenn man nicht ehrlich ist. und wenn sie ihre wg durch mich bedroht sehen, dürfen sie auf jeden fall nein sagen.

damit komme ich nicht klar. ich brauche freunde, die ehrlich sind. auch wenn ich wirklich ein wg- und job-untauglicher mensch sein sollte. es ist nicht ok, ja und amen zu sagen und eigentlich nein und gestört zu meinen.

und dann gibt es die bekanntschaften aus meiner virtuellen mmorpg-zeit, die stunden investieren, um aus reinem interesse meine lizarbeit zu lesen. ein zweiter, der nie die geduld mit mir verliert, auch wenn ich ihm geschichten wie diese erzähle. der mich dazu brachte, mutig zu sein und das richtige zu tun, auch wenn es mir so wahnsinnig schwer fiel, dass ich lieber die variante "tod vortäuschen" gewählt hätte. und der über eine dritte person hilfe für mich hier vor ort organisiert. niemand davon ist schweizer.
noch eine person aus dem realen leben, die einen privaten kontakt spielen lässt, um mir hilfe zu organisieren. die sich, obwohl hochqualifiziert, nicht zu schade gewesen wäre, mir beim umzug zu helfen. die nationalität ist nebensächlich.

ich will auf keinen fall den schweizer an sich schlecht machen. er ist halt ein scheues tierchen, das sich gern aus rein ästhetischen gründen zeitweilig zu einer gruppe zusammenschliesst und direkte gespräche nicht mag.
aber ich merke, ich passe hier nicht her. meine mentalität ist dieselbe wie als kind. jeden ansprechen und schauen, ob er mit einem spielen mag. wenn's nicht passt mit sand bewerfen und am nächsten tag hände schütteln, "frieden" sagen und wieder im sandkasten spielen. daran ist nichts unmissverständlich.
aber vor allem möchte ich nicht ständig an mir zweifeln müssen, versteckte botschaften interpretieren, die immer zum nachteil für mein selbstbewusstsein sind. ich möchte so sein können, wie ich bin und dass das schlimmste, was passiert, eine handvoll sand an meinem kopf ist und am nächsten tag ist wieder gut. und wenn ich hinfalle und mir das knie aufschlage, will ich ein pflaster darauf, auch wenn sich der arzneischrank dadurch bedroht fühlt, und nicht überlegen, ob es gleichermassen die schuld vom bordstein und von mir war...

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